Ich erkläre euch wie ich folgendes Bild gemacht habe:
Seit ich mit der Highspeedfotografie angefangen habe, wollte ich immer den ‘knallenden Korken’ einer Champagnerflashe fotografieren.
Ich wusste, dass es eine riesige Sauerei werden wird und darum habe ich es immer wieder aufgeschoben. Letzte Woche wurde beim ‘Digital photography school weekly assignment‘ – ein wöchentlicher (Spass-)Fotowettbewerb, bei dem ein Thema vorgegben wird – das Thema ‘Celebrate’ vorgegeben. Wer denkt bei einem Bild mit knallenden Korken nicht an ‘Feiern’? Ich sah dieses Bild schon vor mir. Das ganze Wochenende habe ich mir überlegt ob ich diesen Aufwand betreiben soll um dieses Bild zu erstellen. Am Montag entschied ich mich, es zu versuchen.
Vor dem Shooting:
Bevor es los geht, muss man sich Gedanke machen, was man alles braucht und wie man die Aufnahme umsetzen will.
Als erstes kam die Frage nach der Auslösetechnik. Lichtschranke oder Soundauslöser? Diese Entscheidung war doch recht einfach. Die Lichtschranke müsste man in der Nähe des Korkens anbringen und irgendwie war mir klar, dass es dort ziemlich nass wird. Also war der Soundauslöser gesetzt. (Ich habe den hiviz.com sound trigger an ein Arduino gekoppelt. Das Arduino hat die Aufgabe die Auslöseverzögerung der Blitze zu steuern. Aufbau ist identisch mit dem von meinen Platzenden Ballonen (nur english)).
Wo ich die Aufnahme machen würde, ware auch ziemlich einfach. Wer würde dass schon gerne in der Wohnung machen? Als Aufnahmeort wählte ich meinen Keller und damit dieser nicht komplett nass wird, habe ich ein 2x5m Plastik aufgehängt (vor und unter der Flasche).
Wie befestigt man die Flasche? Hmmm.. Ich hatte keine grossartige Idee und verwendete Klebeband um die Flasche an ein Brett zu kleben.
Blitze? Einer, Zwei? Schirm? Ich wollte es mit dem Schirm versuchen. Der Hauptgrund war, dass ich eine weiche Beleuchtung der Flasche wollte. Wenn man einen Blitz ohne Aufsätze verwendet, dann ist die Chance grösser, dass man auf der Flasche eine kleine, helle Reflektion sieht. Ich wusste auch, dass ich ganze einfach zu einer Lösung ohne Schirm wechseln konnte, wenn es nicht klappt.
Champagner? Ehrlich, Champagner war zu teuer an diesem Punkt der Aufnahme. Ich hatte keine Ahnung wieviele versuche ich brauchen würde und darum setzte ich auf den billigsten Muscato. Diese Flaschen sahen nicht mal aus wie Champagner (Champagnerflaschen sind meist grün mit einem goldenen Flaschenhals), weil sie einen schwarzen Flaschenhals hatte. Per Zufall sah ich in einem zweiten Laden noch Billigstsekt mit goldenem Flaschenhals, also entschied ich mich doch noch ein paar Flaschen mehr zu kaufen. Am Ende hatte ich 7 Flaschen für den ersten Tag.
Die Vorbereitungen für die Aufnahme waren erledigt, also Aufbauen und Foto machen.
Tag 1:
Als erstes musste ich all meine Sachen in Sicherheit bringen, ich platzierte diese Sachen auf der anderen Kellerseite. Im Anschluss montierte ich das Plastik und klebte die Flasche an.
Ich baute das Lichtsetup mit meinem Schirm auf. Ich wollte nicht ‘shoot through’ blitzen, sonst hätte der Schirm ziemlich nahe an die Flasche müssen und ich wollte ihn nicht mit Champagner vollkleckern. Auf der ersten Aufnahme hatte ich eine Reflektion des Schirms auf meiner Flasche, also wählte ich einen spitzeren Winkel. Von der letzten Aufnahme wusste ich, dass ich den Blitz auf 1/2 oder 1/4 einstellen musste. Ich begann mit 1/4, zu dunkel, also doch 1/2. Das Licht für eine Testaufnahme war bereit.
Einige Aufnahmen, wie lange ich belichten kann, damit ich noch ein total schwarzes Bild hatte. Normalerweise setze ich die Aufnahmedauer auf ca. 4-6 Sekunden, aber da ich wusste, dass ich noch um den Tisch und den Korken lösen musste, war mir klar, dass es mehr sein musste. Ich versuchte und bei 13 Sekunden war es noch okay. (Ich hatte den Bildschirm des Laptops an, sonst hätte ich schier nichts gesehen.)
Ich startete die Kamera, rannte zur Flasche und drehte den Korken langsam aus der Flasche – dies war zumindest der Plan…
Ziemlich schnell wurde mir klar, dass das Lösen des Korkens die Hauptschwierigkeit war. Ich musste den Korken lösen, aber nur soweit, dass er sich selbstständig macht, aber noch genug Zeit ist um die Hand aus dem Bild nehmen, die Taschenlampe ausschalten. Das alles in 13 Sekunden? Ich holte meinen selbstgebastelten Auslöser, damit ich wenigstens nicht mehr um den Tisch laufen musste und direkt mit dem Hantieren am Korken beginnen konnte.
Zweiter Versuch. Ich wollte es wie beschrieben tun, aber genau in dem Moment als ich den Korken minim drehte, löste sich dieser und ich hatte keine Chance die Camera zu starten.
Dritter Versuch: Wer hätte es gedacht, genau dasselbe wie beim zweiten Versuch.
Nummer vier: Den Korken lösen, zurück zur Kamera, starten und dann Boooom.. Juhu, ich habe ein Bild.. Oder nicht? Hat der Blitz geblitzt oder nicht? Vor jedem Versuch teste ich die Blitze, aber etwas lief schief. Ich schaute auf den Blitz und stellte fest, dass dieser im Autosleep Modus war. Und mir wurde bewusst, dass ich zu doof war, den Blitz im richtigen Modus zu starten. (Wie Zack Arias sagte: “Man muss sein Equipment kennen. Man muss dieses sogar bedienen können, ohne hinzuschauen.”). Nach vier Versuchen hätte es endlich geklappt und das Equipment funktioniert nicht richtig, weil ich es falsch eingestellt hatte. Das ist halt das Lehrgeld dass man bezahlen muss. Ich bin sicher, dass mir dieser Fehler (in naher Zukunft :D) nicht mehr passieren wird.
Zu diesem Zeitpunkt war ich ziemlich frustriert (see tweet). Einer von vier Versuchen hat geklappt und ein zweiter wäre gut geworden, wenn alles richtig einstellt gewesen wäre. Ich musste mal raus und eine kurze Pause machen.
Nach der Pause war mir bewusst, ich hatte noch 3 Versuche, wenn alles klappt, dann werde ich am Schluss des Abends EIN Bild haben.
#5: Alles aufstellen, Kamera starten, Nichts.. Korken leicht bewegen, Kamera starten, Nichts.. Nochmals einige Milimeter, Kamera starten und BOOOOM.. *Blitz*! Dieses mal wusste ich, dass alles geklappt hat. Ich schaute auf die Kamera und naja, nicht ganz was ich wollte.
Die Blitzdauer war zu lang (ich war bei 1/2 Power) und darum wurde die Bewegung nicht genug eingefroren. (Im Nachhinein muss ich zugeben, dass ich das schon bei der ersten Fehlaufnahme hätte sehen müssen. Aber ich hab zu wenig genau hingeschaut, weil die Hand im Bild war.)
Zusammenfassung, 10 Uhr abends, nur noch zwei Flaschen und ich muss das Blitzsetup ändern.
Ich entschied mich für zwei Blitze, auf der rechten Seite des Bildes, beide in Richtung Flasche und auf 1/16 Power. (Ich bin nicht mehr 100% sicher ob es 1/16 oder 1/32 war)
Diese Aufnahme ist vom Ende des Abends, darum sind die Blitze schon weggeräumt.
Nummer 6: Alles aufstellen, Kamera starten.. Und es klappte:
Um die ganze Geschichte zu verkürzen, Nummer 7 hat nicht geklappt.
Erkenntnisse Tag1:
Ich hatte gemischte Gefühle, ich wusste, dass es klappen kann, aber es wird schwierig werden. Der schwierigste Teil ist der Korken. Manchmal reicht ca. 1/16 Umdrehung damit der Korken wegfliegt. In Kombination mit einer Taschenlampe ist dass nicht ganz einfach.
Als ich das Bild am Computer betrachtete, dachte ich, ja es könnte klappen, aber ich muss noch am Bildaufbau arbeiten. Die Flasche ist zu dunkel und auf der rechten Seite hatte es zu viel Licht. Die Flasche sieht auf irgendwie komisch aus so horizontal. (Auf der Bilddiagonalen wäre besser).
Tag 2:
Der zweite Tag war viel kürzer. Ich musste die meiste Zeit mit dem korrekten Auslichten der Flasche und des Schaums verbringen, weil ich wusste, ich werde nicht viele Versuche haben, also muss die Belichtung stimmen, falls es klappen sollte.
Ich wollte die Flasche in einem 45 Gradwinkel, also habe ich die Kamera geneigt, so dass die Flasche im linken unteren Eck war. (Somit hatte ich die grösste Distanz für den Schaum).
Ich setzte zwei Blitze ein, einen hinter der Flasche um den Champagner zu beleuchten und einen anderen als ‘Aufheller’ für den goldenen Flaschenhals auf der Vorderseite.
Hier die Bilder, die ich erstellte, bevor ich mit dem Öffnen der Flasche begann.
Jetzt wusste ich, dass das Licht in Ordnung war und ich konnte dort weiterfahren, wo ich gestern aufgehört hatte. Der erste Korken ging los, als ich ihn leicht lösen wollte, darum kein Bild.
Beim zweiten Mal, hat dann endlich mal alles zusammen geklappt:
Erkenntnis:
Ja, ich bin mit dem Resultat sehr zufrieden, aber es gibt auch noch Raum für Verbesserungen. Und ja, es war die Aufnahme mit der grössten Schweinerei, aber vielleicht werde ich es irgendwann mal wieder probieren.
Falls etwas unklar ist, darf man gerne nachfragen.
Pingback: Tweets that mention Champagne splash | pascalbovet.com -- Topsy.com
good.
really appreciable effort.
yogi