Rauchfotografie

Smoke XII

Einführung
Bei diesen Bildern handelt es sich um gewöhnlichen Rauch, der anschliessend am Computer eingefärbt wurden. Der Rauch entstand durch Raucherstäbchen. Da ich mehrmals darauf angesprochen wurden, wie diese Bilder entstanden sind, möchte ich hier “kurz” meine Vorgehensweise erläutern.

Zutaten
Bevor man mit den Rauchaufnahmen beginnen kann, muss man einige Sachen bereitstellen, resp. sich einige Gedanken machen, wo man die Aufnahme erstellt. Folgende Dinge werden benötigt:

  • Kamera
  • Blitz
  • Stativ
  • Lampe (Bürolampe, Nachttischlampe…)
  • Raucherstäbchen inkl. Halter
  • Schwarzer Hintergrund (Buch, Leintuch…)
  • Bildbearbeitungsprogramm
  • Geschlossener Raum mit wenig Luftbewegung, den man gut Lüften kann
  • Tisch
  • Viel Zeit und Geduld

Der Aufbau


Als Aufnahmeort wählte ich meine Wohnzimmer. Den schwarzen Hintergrund erstellte ich mit einem Leintuch. Damit der Hintergrund genügend dunkel ist, befindet sich hinter dem Leintuch eine Wolldecke.

Auf dem Bild kann man die Positionen des Raucherstäbchen, des Stativs, des Blitzes und der Lampe erkennen. Während der Aufnahme habe ich die Raumbelichtung ausgeschaltet und genau aus diesem Grund benötigte ich die Lampe. Sie beleuchtet den Rauch von der gleichen Seite, wie es der Blitz beim Auslösen tun wird. Dies ist hilfreich um den Rauch im ‘Spotbereich’ zu sehen. Ohne diese Lampe war es bei mir zu dunkel und ich konnte nur auf ‘gut Glück’ auslösen und hoffen, dass ich etwas interessantes treffe.

Die Einstellungen
Bevor das eigentliche Shooting losging, habe ich einige Aufnahmen gemacht, um die Kamera grob einzustellen. Rauch bewegt sich relativ schnell, damit die Konturen scharf sind und der Rauch wie ‘eingefroren’ wirkt, ist es wichtig, eine kurze Verschlusszeit zu wählen. Bei meinen Aufnahmen wählte ich 1/125 Sekunden.

Da es schwierig ist hervor zusagen, in welche Richtung sich der Rauch bewegen wird wählte ich eine hohe Blende, damit ich einen grossen Schaerfebereich hatte. 16-18 stellte sich als guter Wahl heraus.

Da Rauch aus vielen kleinen Partikeln besteht (Rauch ist ein Aerosol, ein Gemisch aus festen und/oder flüssigen Teilchen in einem Gas.) habe ich einen tiefen ISO Wert (ISO100) gewählt, um den Rauch möglichst geschmeidig wirken zu lassen.

Die Einstellungen können je nach Situation / eingesetztem Objektiv variieren und sind daher nur Richtwerte. Für meine Aufnahmen verwendete ich ein Sony 100mm Makro sowie ein Sony 18-70mm.

Das Einstellen des Fokus ist aus meiner Sicht die schwierigste Aufgabe bei der Rauchfotografie.

In Tutorials habe ich gelesen, dass man Gegenstände in den Rauch halten soll, um diese scharf zu stellen. Dieses Verfahren hat bei mir gar nicht geklappt, da

1) ich kein Tischstativ hatte um etwas im Rauch anzubringen

2) da es mir nicht möglich war gleichzeitig etwas in den Rauch zu halten und dabei durch den Sucher zu sehen

3) jedes mal wenn ich versuchte in die Nähe des Rauches zu gelangen, so dass er nachher bestimmt nicht mehr an der Stelle war, wo ich scharf gestellt hatte. Doch mithilfe der Lampe konnte ich den Rauch besser sehen und scharf stellen. Aus oben genannten Gründen, macht es auch keinen Sinn auf Autofokus zu setzten, da es Schlicht zu wenig Licht hat.

Weiter ist mir aufgefallen, dass die Wahl des richtigen Umgebungslichts eine grosse Rolle spielt. Als es zu dunkel war, hatte ich Probleme mit der Fokussierung. Bei der kleinen Menge an Licht konnte ich durch den Sucher fast nichts erkennen und somit auch nicht scharf stellen.

Besser klappte es am folgenden Tag, als ich am späteren Nachmittag Aufnahmen machte. Die Lampe in Kombination mit dem restlichen Tageslicht war ideal um scharfe Details durch den Sucher zu erkennen.

Kommen wir nun zum Blitz. Wichtig beim Blitz ist es, dass er hinter dem Rauch steht. Stellt man den Blitz genau hinter dem Rauch muss man extrem aufpassen, dass man den Blitz nicht im Bild hat und ist er zu fest auf einer Seite, wird der Rauch unter Umständen zu wenig oder einseitig beleuchtet. Irgendwo zwischen hinten und der Seite ist okay.

Ich stellte den Blitz auf 70mm ein, um einen eher spitzten Blitzwinkel zu erhalten. Weiter zeigte sich 1/2 Blitzstärke als guter Wert für meine Aufnahmen.

Das Shooting
Nachdem ich meine Überlegungen bezüglich meiner Einstellungen gemacht habe, kommen wir zum wichtigsten Teil, der Aufnahme.

Licht löschen und los gehts. Es ist wichtig, dass man während der Aufnahme, Fenster und Türen schliesst und sich möglichst wenig bewegt. Jede Bewegung / Luftzug führt zu einer Beunruhigung des Rauchs.

Bei meinen Aufnahmen wählte ich einen Bildausschnitt so, dass das Raucherstäbchen nicht mehr im Bild war.

Unter Umständen ist es nötig, dass ihr den Blitz umpositionieren müsst, je nach dem wohin der Rauch weht.

Meine Aufnahmen entstanden aus ca. 1-2 Meter Entfernung. Je näher man geht, um so besser kann man Details erkennen, je weiter entfernt man ist, umso grösser wird der Ausschnitt.

Obwohl in manchen Tutorials beschrieben wird, dass man die vorfukissierte Kamera mit der Fernbedienung ausloesen soll, erzielte ich gute Resultate mit Blick durch den Sucher.

Den Fokus konnte ich aufgrund der Lampe gut anpassen und so sind einige beeindruckende Aufnahmen entstanden.

Wichtig ist, dass man sich Zeit nimmt und Geduld hat. Es ist schwierig vorherzusagen, wo und wie der Rauch ‘fliessen’ wird, deshalb braucht es sicher einige Versuche bis man eine gute Aufnahme hat. Bei meinen ersten Shooting hatte ich eine sehr magere Ausbeute. Von 200 Aufnahmen überzeugten mich ca. 5 Aufnahmen in Bezug auf Struktur, Belichtung und Schärfe

Doch das wird von Mal zu Mal besser, bei meinem zweiten Shooting konnte ich gelangen schon rund 1/3 der Aufnahmen.

Nach ca. einem halben Raucherstäbchen, oder wenn man das Gefühl hat, dass alles voller Rauch ist, sollte man den Rauch mal kräftig wegpusten oder den ganzen Raum durchlüften

Da einige Zweifel an der Echtheit der Rauchbild haben, möchte ich es nicht lassen eine unbearbeitete Aufnahme zu zeigen.

Smoke X - Naked

Dieses Bild kam genau so aus der Kamera!!

Man kann unten rechts noch den Blitz erkennen. Dennoch kann man auf der Aufnahme den hohen Detailgrad der Rauchschwaden deutlich erkennen, was zeigt, dass solche Details nicht nachträglich am Computer entstanden sind.

Der Detailgrad ist in diesem Fall sicher auch auf die verwendete, qualitativ hochwertige Makrolinse zurückzuführen (Sony 100mm Makro)

Bearbeitung
Zum Abschluss dann noch die Bearbeitung am Computer.

Als erstes sollte man schauen, dass man alle Flecken im Hintergrund wegkriegt und dass der Hintergrund schwarz wird. Am besten mit einem Pinsel oder gegebenenfalls sogar über Tonwertkorrektur.

Sind die Flecken weg, entfernte ich mit einem Stempel oder Reperaturwerkzeug im Rauch ungleichmässig wirkende Pixel.

Im Anschluss habe ich die Belichtung angepasst und verschiedene andere Optimierungen vorgenommen (Schärfen, Rauschminimierung).

Ausrichtung / Spiegelung
Die Ausrichtung der Aufnahme ist meist egal. Durch Drehen (im 90 Grad Winkel) und/oder durch Spiegelung lassen sich, je nach Motiv, sehr gelungene Effekte realisieren. Hier kommt es aufs Probieren und den Geschmack an.

Die Aufnahme sieht nun schon ziemlich toll aus, wem das aber noch nicht genug ist, der kann jetzt noch Farbe ‘auftragen’.

Farbe
Zum Färben gibt es eine ganze Fülle an Möglichkeiten, von einfachem Farbton / Sättigung bis zu mehreren gefärbten Layer, die dann mit Ebenenmasken das Endbild ergeben.

Wie bei der ganzen Bearbeitung ist es ein Probieren. Die Effekte, die bei einer Aufnahme toll wirken, können bei einer andere Aufnahme gar nicht passen.

Eine fertig bearbeitete Aufnahme könnte in etwa so aussehen:

Smoke V

Fazit
Rauchfotografie ist eine tolle Abwechslung und wer mal etwas anderes probieren will, kann damit jede Menge Spass haben. Da die Rauchfotografie am Anfang sehr frustrierend sein kann, habe ich auf diesen Seiten meine Erfahrungen zusammenzufassen.

Danke
Besonderen Dank an meine Freundin, die den Geschmack der Raucherstäbchen ertragen musste und an all die Leute die mich jeden Tag animieren neue Bilder zu erstellen.

Links
Die ganze Rauchfotografie Serie
Einige meiner Bilder kann man bei gettyimages lizenzieren.

Diese Beschreibung und Bilder haben mich inspiriert
http://sensitivelight.com/smoke2/

Eine Flickrgruppe zur Rauchfotografie
http://www.flickr.com/groups/smokeart/

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4 Antworten auf Rauchfotografie

  1. nessa sagt:

    omg, these are amazing – please translate this, so i know how you did it! :o)

  2. Pingback: Shooting smoke - how did I do?

  3. rod sagt:

    can I get the same results using the on camera flash?

  4. Fotograf sagt:

    Danke für’s Tutorial.
    Zufällig beim Surfen drüber gestolpert.

    😉

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